Themenschwerpunkt
Multikulturalität in der Physiotherapie
Die Leiterin machte (ohne jegliche Ausbildung) Massa-
gen, Wärmeanwendungen und Paraffinbäder, ihre Helfe-
rin war Masseurin. Aus Guaranda kam manchmal ein
Physiotherapeut, für den es aber kaum ein Budget gab.
Mercedes und ich mussten erst die Wasserleitung repa-
rieren, um uns die Hände waschen zu können. Erst
nach einem Großeinkauf (finanziert durch Spenden aus
Österreich) gab es Leintücher, Sterilium und Putzmittel.
Einmal wöchentlich gab ich für Mercedes und zwei
interessierte Frauen Anatomie- und Massageunterricht.
Meine Anregung, sie mögen doch eine qualifizierte Aus-
bildung absolvieren, war aufgrund der Abgeschiedenheit
des Dorfes nicht umsetzbar.
Hausbesuche
Eine Heimbehandlung erhielten ein Krebspatient, eine
Patientin mit Schlaganfall, ein Patient mit Knieproblemen
und ein nach Schädelhirntrauma schwer spastisches
Kind. Des Weiteren behandelte ich Padre Antonio, Büro-
angestellte, italienische Volontäre und Strickerinnen,
mit denen ich Ausgleichsübungen erarbeitete. Mit
»Strichweiberln« zu Papier gebracht, haben wir die
Übungen als Plakat im Betrieb aufgehängt. Abgesehen
davon betreute ich den Gemüsegarten und legte mit
Kindern einen Komposthaufen an. Mit Padre Antonio
teilte ich mein Interesse für Botanik, lernte die Vielfalt
der Fauna und Flora Ecuadors kennen, die Tradition und
Kultur dieser Menschen – und wie ausgelassen Fiestas
gefeiert werden. Für mich war es eine wunderbare
Erfahrung und die Herzlichkeit dieser Menschen
hat mich tief berührt.
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April 2017