

CrossFit setzt auf »constantly varied, high-intensity,
functional movement to increase work capacity
across broad time and modal domains«. Dazu
werden funktionelle Übungsformen aus den Berei-
chen Weightlifting, Gymnastics (turnerische Skills
und Körpereigengewichtsübungen) sowie Cardio-
Elemente wie Laufen, Rudern, Radfahren oder
Schwimmen herangezogen. Diese Übungen wer-
den in Zusammensetzung, Intensität und Volumen
variiert und in ein »Workout of the Day« (WOD)
verpackt, das gemeinsam in einer Gruppe (bis
zu 15 Personen) unter Anleitung eines Coaches
durchgeführt wird.
Die individuelle Anpassung des Gewichts, der
Übungsausführung oder der Wiederholungszahl an
die Fähigkeiten der AthletInnen, das sogenannte
»Scaling«, sorgt dafür, dass die relative Workout-
Intensität für alle Trainierenden quer durch alle
Alters- und Leistungsgruppen gleichermaßen hoch
ist. Der High-Intensity-Charakter ergibt sich durch
die mitlaufende Uhr bzw. durch die Vorgabe, eine
höchstmögliche Wiederholungszahl in einer vorge-
gebenen Zeit zu erreichen. Somit hängt die Qualität
im CrossFit auch von gutem »Programming« ab.
So nennt man das Zusammenstellen, quasi das
»Designen« der Workouts. Gutes Programming
erfordert also unter anderem leistungsphysiologi-
sches Wissen über metabolische Energiebereit-
stellungsformen und Regeneration.
Die »dunkle Seite« von CrossFit
Unser sportphysiotherapeutisches Herz sollte bei
CrossFit aber erst dann höherschlagen, wenn die
Übungsausführung im Workout auch adäquat ist.
Adäquat meint, dass Workout-induzierte Ermüdung
naturgemäß zu Einbußen in der Bewegungseffi-
zienz führen kann und darf, strukturschädigende
Wiederholungsausführungen jedoch absolutes
No-Go sind.
Als PhysiotherapeutInnen sind wir oft mit der
»dunklen Seite« von CrossFit konfrontiert. Wir
sehen Verletzungen und Überlastungssyndrome.
Ein Blick in die Literatur zeigt jedoch, dass die
Verletzungsrate von CrossFit bei lediglich 3,1
Verletzungen/1.000 Stunden liegt, ähnlich wie in
anderen Kraftsportarten (Hak, Hodzovic & Hickey,
2013). Dazu weist Laufen im Vergleich eine Rate
von 10,1 Verletzungen/1.000 Stunden auf (He-
spanhol Junior, Pena Costa & Lopes, 2013). Noch
viel mehr müssen wir uns aber vor Augen führen,
dass CrossFit es schafft, viele Menschen von der
Couch zu holen sowie Begeisterung für Bewegung,
Ernährungsbewusstsein und Lifestyle-Veränderun-
gen zu vermitteln (Heinrich, Patel, O’Neal & Hein-
rich, 2014). Wir sind in unserer täglichen Arbeit
mit PatientInnen immer wieder genau mit dieser
Herausforderung konfrontiert, nämlich Menschen
zu regelmäßiger Bewegung zu motivieren. Somit
sollten wir Schulterschmerzen durch Trainings-
überlastung im Vergleich zu kardiovaskulären
Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht als
das definitiv geringere Übel sehen.
High-Intensity-Training, im Speziellen CrossFit,
erlebt immer größeren Zuspruch. Was
dahinter steckt, was zu beachten ist und
welche Herausforderungen sich dadurch für
uns PhysiotherapeutInnen ergeben, wollen
wir in diesem Artikel näher beleuchten.
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FITNESS
Andreas Sperl, BSc, Sebastian Rieder, Alexander Baillou
»DER GRUNDGEDANKE VON CROSSFIT
ZIELT DARAUF AB, ZEHN KÖRPER-
LICHE SKILLS ZU VERBESSERN:
KARDIOVASKULÄRE AUSDAUER,
DURCHHALTEVERMÖGEN, KRAFT,
BEWEGLICHKEIT, EXPLOSIVITÄT,
GESCHWINDIGKEIT, KOORDINATION,
AGILITÄT, BALANCE UND
PRÄZISION.«
physio
austria
inform
April 2016
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