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April 2016
11
Einzig die steigende Kommerzialisierung ist in den
Augen eines anderen jungen Sportlers ein Problem:
»Die entstandene Community, der individuelle Style und
die Zwanglosigkeit durch nicht vorhandene Richtlinien
ist für mich die Faszination des Ganzen. Es ist eine Art
Rebellion mit politischem Statement,« so Bubu Dujmic,
selbst leidenschaftlicher Skateboarder mit mehr als
20 Jahren Erfahrung. »Der wirtschaftliche Faktor hat
große Firmen auf das Potential dieser Sportarten auf-
merksam gemacht, dadurch gibt es viel mehr Mitläufer,
die versuchen den Lebensstil nachzuahmen, nur um
cool dazustehen.«
Bubu hat schon im Kindesalter die Liebe zum Skateboard
entdeckt und hat bei verschiedenen Wettbewerben auch
noch seine Passion für das Breakdancen entdeckt. »Die
Faszination und Herausforderung besteht darin, mit
dem Sportgerät, der Musik und dem eigenen Style in
jahrelangem Training zu verschmelzen.« Es werden seiner
Meinung nach aber immer Kinder nachkommen, die
sich auch wirklich für die Geschichte und die Kultur der
einzelnen Sportarten interessieren und genau das hält
die Community aufrecht.
Auch er hat schon den einen oder anderen unsanften
Abgang vom Board am eigenen Leib gespürt, dennoch rät
er dem jungen Nachwuchs definitiv zu diesen Sportarten.
»Weil jede Waghalsigkeit Verletzungen nach sich ziehen
kann, ist Verantwortung für sich selbst zu übernehmen
eine grundlegende Eigenschaft, die jeder Athlet mitbrin-
gen sollte, um auch wirklich erfolgreich zu werden.
Beim Skateboarden muss man sich so stark konzentrie-
ren – man blendet die Probleme des Alltags aus. Keiner
muss nach einer anstrengenden Skateboard Session
noch zum ‚Belohnungs-Shopping’, das wiederrum schont
die Geldbörse,« scherzt Bubu.
Aufwärmen ist Pflicht
Der Unfallchirurg Erich Altenburger, selbst in seiner
Jugend im Geräteturnen und alpinen Rennlauf bei öster-
reichischen Meisterschaften präsent gewesen, ist heute
noch immer am Mountainbike, am See beim Kiten oder
seit neuestem am Stand Up Paddle aktiv und ein großer
Unterstützer dieser Sportarten. »Junge Menschen, die
keinen Zugang zu einem See oder einem Berg haben,
bekommen durch diese Urban Sports die Möglichkeit,
ihre Kreativität mit Bewegung zu kombinieren«.
Aus ärztlicher Sicht steht natürlich auch das Verletzungs-
risiko im Vordergrund.
Altenburger rät zwar auch seinen eigenen Kindern zu
Sportarten wie BMX, Parkour oder Calisthenics, jedoch
immer mit dem Sicherheitsaspekt im Hinterkopf. »Vor
allem bei Sportarten wie BMX sind Wrist Guards am Hand-
gelenk und Knie- sowie Ellenbogenschoner unerlässlich.«
Neben den Protektoren ist für ihn auch das Thema Auf-
wärmen ein oft vernachlässigter Punkt. »Aufwärmen sollte
bei jeder Sportart vorkommen. Nur wenn der Körper
durch gezielte Übungen auf Betriebstemperatur gebracht
wird, sind Spitzenleistungen möglich,« so Altenburger,
selbst Teamarzt beim ÖSV. Zu den Grundvoraussetzungen
in jedem Sport gehört zu Beginn das Erlernen und Trainie-
ren der motorischen Grundeigenschaften Kraft, Ausdauer
und Koordination. Ohne diese Komponenten wird auch
eine urbane Sportart nicht verletzungsfrei durchführbar
sein.
Für eineN PhysiotherapeutIn ist die genaue Kenntnis über
den Ablauf und die Gefahren in den einzelnen Sportarten
die Basis für eine gelungene Rehabilitation. Nur mit
theoretischem Wissen und dem passenden »Gspür« für
die unterschiedlichen Facetten der Sportart lässt sich
ein gemeinsam definiertes Ziel auch erreichen.
Alexander Baillou, Oliver Typolt
© Jacob Lund – Fotolia.com
TREND
Alexander Baillou, Oliver Typolt