Themenschwerpunkt
Geriatrie
Presbyphagie –
Schluckstörung im Alter
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physio
austria
inform
Februar 2012
Eine Schluckstörung kann in jedem Alter
als Folge verschiedener Ursachen auftreten.
Als größte Gruppe ist das geriatrische
Patientenklientel anzuführen. Begründet
werden kann dies sowohl durch den physio-
logischen Alterungsprozess mit Veränderun-
gen des Schluckvorganges (primäre
Presbyphagie) als auch durch die Zunahme
von (meist neurologischen) Krankheiten,
die mit Dysphagien einhergehen (sekundäre
Presbyphagie)
1
.
Ursachen einer primären Presbyphagie
können unter anderem sein: Zahnverlust,
Trockene Schleimhaut, Verminderte
Speichelproduktion, Verringerte Muskelkraft,
Verknöcherung des Kiefergelenks, Verzöger-
ter Schluckreflex, Verlangsamte Nahrungs-
und Flüssigkeitsaufnahme, Abnahme von
Geruchs- und Geschmackswahrnehmung,
Antriebsmangel, Keine Flexibilität oder
funktionelle Reserve. Auch durch medika-
mentöse Therapie (Neuroleptika, etc.) kann
es zum Auftreten oder einer Verstärkung von
dysphagischen Symptomen kommen.
Eine Schluckstörung muss rechtzeitig
erkannt werden, um das Eindringen von
flüssiger und fester Nahrung sowie von
Speichel in die Atemwege (= Aspiration)
und eine eventuell daraus resultierende
Lungenentzündung (= Aspirationspneumonie)
zu verhindern. Speziell im höheren Lebens-
alter besteht aufgrund von Multimorbidität die
Gefahr einer Malnutrition, die frühestmöglich
erkannt und behandelt werden muss (hoch-
kalorische Zusatznahrungen, etc.). Ist ein
Patient nicht in der Lage, sich zu ernähren
oder ist dies aufgrund der Schwere der
Erkrankung zu gefährlich bekommt er
in vielen Fällen eine Ernährungssonde
(Nasogastrale Sonde, PEG-Sonde). Über
diese wird dann die bedarfsdeckende
Flüssigkeits- und Kalorienmenge zugeführt.
Art und Ausmaß der Schluckstörung können
durch eine genaue logopädische Befund-
erhebung festgestellt werden. An den
Ergebnissen der Diagnostik orientiert sich
das weitere individuelle Vorgehen in der
Therapie, um die Grundbedürfnisse Essen
und Trinken wiederherzustellen und damit
dem Betroffenen ein Stück Lebensqualität
zurückzugeben.
Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche
Therapie ist neben der ausreichenden Wach-
heit des Betroffenen die Möglichkeit und
Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit. Einen
weiteren Schwerpunkt bildet das Erreichen
einer optimalen Ausgangsstellung für die
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Dabei
ist eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit
mit Physio- und Ergotherapie von großer
Bedeutung.
Im Alltag ist den meisten Menschen gar nicht bewusst, welche Beeinträchtigung
eine Störung oder der totale Verlust der Fähigkeit des Schluckens für einen
Betroffenen bedeuten kann. Probleme beim Essen und Trinken vermindern nicht
nur entschieden die Lebensqualität, sondern bewirken in einigen Fällen sogar
den sozialen Rückzug aus der Gesellschaft.
Foto: fot0lia© Wißmann Design
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