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physio

austria

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September 2017

41

LEITLINIE

Bernhard Taxer, MSc.

Ergebnisse

Im Rahmen der Langfassung der NVL wird sehr klar auf die

Abgrenzung zu spezifischen Rückenschmerzen eingegangen.

Die Wertigkeit und die Anwendung bildgebender und labor-

spezifischer Maßnahmen wird ebenso kritisch diskutiert wie

die absolute Notwendigkeit eines funktionell orientierten

Clinical Reasoning-Prozesses. Dabei gilt es für den spezifi-

schen Bereich klare »Red Flags« zu erkennen und dement-

sprechend adäquat zu reagieren, während für die Gruppe der

unspezifischen Rückenschmerzen ein Screening auf »Yellow

und Blue/Black Flags« unerlässlich erscheint. Neben einer

ausführlichen Anamnese inklusive der PatientInnen-Historie

werden in diesem Fall zusätzlich das STarT-Back Tool bzw. der

ÖREBRO-Fragebogen zur Bestimmung der Chronifizierungs-

gefahr empfohlen. Betroffene können dadurch noch besser

eingeschätzt werden und es wird frühzeitig eine mögliche

psychosoziale Komponente erkannt. Die folgende Tabelle

bietet einen Auszug aus nichtmedikamentösen Therapie-

interventionen, welche mittels hohem (

), niedrigem (

)

Diagnostik

(Empfehlungen/Statements)

EMPFEHLUNGSGRAD

Finden sich bei PatientInnen mit Kreuzschmerzen durch Anamnese und körperliche Untersuchung beim

Erstkontakt keine Hinweise auf gefährliche Verläufe oder andere ernstzunehmende Pathologie, sollen

vorerst

keine weiteren diagnostischen Maßnahmen

durchgeführt werden.

Psychosoziale

und

arbeitsplatzbezogene Risikofaktoren

sollen von Beginn

der Kreuzschmerzen an und im Behandlungsverlauf berücksichtigt werden.

Bei PatientInnen mit Kreuzschmerzen soll eine körperliche Untersuchung durchgeführt werden,

um ernstzunehmende Pathologien zu erkennen

und die Wahrscheinlichkeit abwendbarer

gefährlicher Erkrankungen abzuschätzen.

Nicht-medikamentöse Interventionen

(hoher Empfehlungsgrad)

EMPFEHLUNGSGRAD

Bewegungstherapie

, kombiniert mit edukativen Maßnahmen nach verhaltenstherapeutischen Prinzi-

pien, soll zur primären Behandlung subakuter und chronischer nicht-spezifischer Kreuzschmerzen zur

Unterstützung der körperlichen Aktivität angewendet werden.

Bei Vorliegen psychosozialer Risikofaktoren soll bei subakuten nicht-spezifischen Kreuzschmerzen eine

auf das individuelle Risikoprofil bezogene

kognitive Verhaltenstherapie

angeboten werden.

Kognitive Verhaltenstherapie

soll zur Behandlung chronischer nicht-spezifischer Kreuzschmerzen

im

Rahmen von Bewegungsprogrammen

oder multimodalen Behandlungskonzepten angewendet werden.

Nicht-medikamentöse Interventionen

(niedriger Empfehlungsgrad)

EMPFEHLUNGSGRAD

Bettruhe

soll zur Behandlung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen nicht angewendet werden.

Den Betroffenen soll von Bettruhe abgeraten werden.

Kinesio-Taping

soll zur Behandlung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen nicht angewendet werden.

Massage

soll zur Behandlung akuter nicht-spezifischer Kreuzschmerzen nicht angewendet werden.

Nicht-medikamentöse Interventionen

(offener Empfehlungsgrad)

EMPFEHLUNGSGRAD

Manipulation/Mobilisation

kann zur Behandlung nicht-spezifischer Kreuzschmerzen angewendet werden.

‹ ›

Massage

kann zur Behandlung subakuter und chronischer nicht-spezifischer Kreuzschmerzen

in Kombination mit aktivierenden Maßnahmen angewendet werden.

‹ ›

Rückenschule

, die auf einem biopsychosozialen Ansatz basiert, kann bei länger anhaltenden (> sechs

Wochen) oder rezidivierenden, nicht-spezifischen Kreuzschmerzen angewendet werden.

‹ ›

TABELLE

Auszug der Interventionen und deren Empfehlungsgrad bei unspezifischem Rückenschmerz

oder offenem Empfehlungscharakter (

‹›

) dargestellt

werden. Im Falle von zwei Pfeilen spricht man von »soll

(nicht)« angewandt werden, ein Pfeil bedeutet »sollte (nicht)«

angewandt werden. Es handelt sich bei der vorliegenden

Tabelle um einen Auszug aus den aktuellen Leitlinien.