»ANY EMPIRICAL OBSERVATION
CONSTITUTES POTENTIAL EVIDENCE,
WHETHER SYSTEMATICALLY
COLLECTED OR NOT.«
Guyatt et al. 2008
LITERATUR
Evans, I.; Thornton, H.; Chalmers, I.;
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Beweis. Plädoyer für eine evidenz-
basierte Medizin. Bern: Verlag
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Edition. London: Churchill Living-
stone, Elsevier.
Mag. Christoph Thalhamer, BSc
Physiotherapeut, Wissenschaftler,
Vortragender und FH Lektor,
Spezialgebiete: evidenzbasierte
Medizin, muskuloskelettale Medizin
(mit Fokus auf Wirbelsäule),
aktuelle Forschungsarbeiten
insbesondere im Bereich klinische
Diagnostik
Praxis der EBM – Beispiel
Die Praxis der EBM umfasst fünf Schritte. Diese sollen
anhand eines Beispiels illustriert werden.
Eine Patientin mit Schmerzen am Vorfuß wird in der
Physiotherapie vorstellig. Die ärztliche Diagnose lautet
Morton Neurinom. Da die Patientin im Internet nur auf
operative Therapiemöglichkeiten gestoßen ist, interes-
siert sie insbesondere, welche physiotherapeutischen
Optionen es bei ihrer Diagnose gibt. Es wird eine ent-
sprechende klinische Frage formuliert (Schritt 1). Diese
Frage bildet die Grundlage für eine Literatursuche nach
aktueller Evidenz (Schritt 2). Die Suche findet in einschlä-
gigen Datenbanken statt. In diesem Fall wurden zunächst
die Datenbanken UpToDate, TRIP Database und Medline
(Funktion Clinical Queries) konsultiert. Konkret konnte
eine Studie gefunden werden, die die Frage der Patientin
adressiert. In einem nächsten Schritt wird diese Studie
mittels vorgegebener, qualitativer Kriterien auf ihre
interne Validität geprüft (Schritt 3). Abhängig von der
Qualität der Studie und der Erfahrung des Therapeuten/
der Therapeutin mit der Diagnose, wird der Patientin ein
Behandlungsplan vorgeschlagen (Schritt 4). In einem
fünften Schritt wird die eigene Leistung bei der Lösung
der Frage bewertet.
Diese fünf Schritte der EBM sind erlernbar – ähnlich wie
etwa manualtherapeutische Techniken erlernbar sind.
Mit etwas Übung und insbesondere mit dem Wissen um
bestimmte Tricks bei der Suche und Bewertung von Lite-
ratur nimmt dieser Prozess nur wenig Zeit in Anspruch.
Zudem zeigt die Erfahrung, dass PatientInnen zuverläs-
sige, evidenzbasierte Informationen sehr schätzen.
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WISSENSCHAFT
Mag. Christoph Thalhamer, BSc
physio
austria
inform
September 2017
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