

physio
austria
inform
September 2015
17
© Nicole Muzar
Peter B. O’Sullivan aus Australien entschied sich in sei-
nem Vortrag für eine Aufteilung der PatientInnen anhand
der jeweiligen zugrundeliegenden Mechanismen (Pat-
hoanatomie, Schmerzmechanismen, negative Gedanken
und provozierendes Verhalten). Diese leiten den Weg
zu einer zielgerichteten Behandlung - von O
’
Sullivan als
Classification Based-Cognitiv Functional Therapy (CB-
CFT) bezeichnet (O
’
Sullivan November 2005). Um seine
Theorie zu untermauern, präsentierte er unter anderem
eine Studie von Bunzli et al. 2013, die sich stark am bio-
psychosozialen Modell orientiert. Die PatientInnen wer-
den in Responder und Nonresponeder eingeteilt. Ziel der
Subgruppen-Einteilung ist es, jene chronische Rücken-
schmerzpatientInnen, die akzeptiert haben, dass ihr
Schmerz nicht mit einer frischen Pathologie der Wirbel-
säule zusammenhängt, von jenen zu unterscheiden, die
an eine biomechanische Ursache glauben und daher
laut seiner Meinung eine schlechtere Prognose haben.
Dieses biopsychosoziale Modell bildete seit Jahren die
Grundlage für die Arbeit von Lorimer Moseley aus Aust-
ralien. In dem von ihm geleiten Focused Symposium zum
Thema »Pain« referierte er über Neuronen-Netzwerke –
von ihm als Neurotags bezeichnet – und deren Bedeu-
tung für die Entstehung bzw. Erhaltung von Schmerz.
Der Vortrag von Moseley war sehr gut gelungen und
schaffte es auch, die von der vorhergegangen WCPT-
Party und Dance Night noch müden ZuhörerInnen sofort
zu fesseln.
Heimo Just, MSc
Nach Berücksichtigung von Ausschlusskriterien anhand
der Anamnese erhalten seine PatientInnen eine sehr un-
spezifische rotatorische Manipulation in beide Rotations-
Richtungen, danach werden die PatientInnen unterteilt
in Verbesserung um 50 Prozent Oswestry Index ja/nein.
Ingesamt bildet er je nach Therapieerfolg vier Gruppen
(Manipulation, spezifische Übungen, Stabilisation und
Traktion). Laut einer von ihm präsentierten Studie hatten
66 Prozent der PatientInnen dieser Studie nach dieser
Einteilung eine klare Klassifikation.
Da wir als österreichische VertreterInnen des Kalten-
born/Evjenth Systems - das rotatorische Manipula-
tionstechniken aufgrund des wesentlich höheren Gefah-
renpotentials bei gleicher Wirkung schon vor Jahrzehnten
verbannt hat - in Singapur waren, kann dieser Vortrag
nicht unwidersprochen bleiben. PatientInnen ohne vor-
hergehende Untersuchung zu manipulieren und dabei
zudem globale rotatorische Techniken mit hohem Gefah-
renpotential zu wählen, stellt aus unserer Sicht ein abso-
lutes »No Go« dar. Auch die Unterteilung in spezifische
Übungs- und Stabilisationgruppen ist unserer Meinung
nach fraglich, da es das Ziel einer guten Wirbelsäulen-
rehabilitation sein sollte, die beiden Punkte geschickt
miteinander zu kombinieren.
0HGL]LQWHFKQLN *PE+
'LH DNWXHOOHQ 6HPLQDUDQJHERWH ÀQGHQ 6LH XQWHU ZZZ GURWW DW
$QPHOGXQJHQ EHL H SRSD#GURWW DW RGHU WKHUD WHDP#JP[ DW
/LHEH 3K\VLRWKHUDSHXW,QQHQ
bezahlte Anzeige