inform Nr.3 Juni 2014 - page 23

physio
austria
inform
Juni 2014
23
GERIATRIE
Martina Fröhlich
Spiele eignen sich besonders gut, um die verlorengegan-
gene Bewegungsfreude bei geriatrischen PatientInnen
wieder zu erwecken und physiotherapeutische Behand-
lungsansätze und Behandlungsinhalte auf spielerische
Weise in den Therapieprozess einfließen zu lassen.
Motivationsfaktor und Sinnelemente im Spiel
Im Sinne neurobiologischer Erkenntnisse ist das stärkste
und nachhaltigste menschliche Motivationsmittel die
Möglichkeit, mit anderen zu kooperieren und Beziehun-
gen zu gestalten. Gemeinsam lachen sowie Zuwendung
und Anerkennung stimulieren das Motivationssystem.
Der zuverlässigste Motivationsfaktor ist die Freude am
Tun, wenn eine bestimmte Handlung schon während der
Durchführung Wohlgefühl erzeugt und nicht erst die Ziel-
setzung. Die Lust dazu wird durch Reize aufrechterhalten
und/oder geweckt, genauso wie die Bewegungslust. Das
oft unbewusste Erleben von Konzentration, Beherrschen
einer Situation, die Deckungsgleichheit zwischen Fähig-
keit und Möglichkeit sowie das Empfinden von Kompe-
tenz, Harmonie und der Einheit mit sich selbst und der
Umwelt lassen das „Flowgefühl“ entstehen. Flow ist der
Inbegriff von intrinsischer Motivation, was übersetzt
»innerlich«, »eigentlich«, »wahr« heißt. Das bedeutet,
dass die Motivation aus der Tätigkeit selbst erwächst:
Personen erleben das Tun als spannend, interessant und
selbstbestimmt. Die Erfüllung der drei Grundbedürfnisse
Autonomie, Kompetenz und soziale Einbindung begüns-
tigt intrinsische Motivation. Die Belohnung liegt im
Inneren, zum Beispiel im freudigen Tun.
In der Spieldidaktik wird eine Reihe von Sinnelementen
des Spiels beschrieben. Diese Elemente erwachsen ei-
nerseits aus verschiedenen Bedürfnissen des Menschen
und andererseits aus der Aufforderung der Umwelt. Sie
können Spiele mit Sinn erfüllen und dabei zu unter-
schiedlichen Zielvorstellungen und Spielgestaltungen
führen.
°
Der Wunsch zum Geselligen
°
Das Bedürfnis nach Anerkennung
°
Der Leistungsvergleich im Wettkampf
°
Das Helferbedürfnis
°
Die Neugier
°
Der Forscherdrang
°
Der Spieltrieb
°
Das Bedürfnis nach Bewegung
Die Integration der Motivations- und Spielelemente in
den physiotherapeutischen Prozess am Beispiel des
Bocciaspiels
Sowohl der Motivationsfaktor als auch die Sinnele-
mente des Spieles können in der physiotherapeuti-
schen Arbeit genutzt und in vielfältigen Bereichen
eingesetzt werden:
°
Im präventiven, kurativen und
rehabilitativen Bereich
°
In den verschiedenen klinischen Disziplinen wie
z. B. Pädiatrie, Neurologie, Psychiatrie, Geriatrie.
°
In allen gruppentherapeutischen und
einzeltherapeutischen Maßnahmen
Beim Bocciaspiel können beispielsweise Motivations-
faktoren und Sinnelemente des Spieles mit folgenden
funktionellen therapeutischen Zielen in Verbindung
gebracht werden:
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32
Powered by FlippingBook