Previous Page  32 / 40 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 32 / 40 Next Page
Page Background

Gesagt ist nicht immer gehört

Im Krankenhaus arbeiten PhysiotherapeutInnen mit zahl-

reichen VertreterInnen anderer Berufsgruppen zusam-

men. Wo die Überschneidungen im Arbeitsbereich mit

KollegInnen liegen und wo man einander ergänzen muss,

muss von allen Beteiligten erkannt werden. Um dies zu

eruieren, sollten die relevanten Zielgruppen und deren

Erwartungen im Arbeitsumfeld der Physiotherapie identi-

fiziert werden. Konkret geht es darum, festzustellen, wer

was, in welcher Form, wann und wie oft braucht. Nur mit

einer klaren Vorgehensweise und einer genauen Abstim-

mung kann sichergestellt werden, dass PatientInnen im

Sinne der Interdisziplinarität optimal betreut werden.

Gehört ist nicht immer verstanden

Die Kommunikation im Krankenhaus stellt eine for-

dernde Aufgabe dar, bei der es – wie überall – darauf

ankommt, sie zielgruppenorientiert zu gestalten. Es

muss dafür gesorgt werden, dass die richtigen Informa-

tionen an den richtigen Stellen (zum Beispiel bei Vor-

gesetzten, im Managementteam, in interdisziplinären

Teams) deponiert und verstanden werden. Im Kranken-

haus können neben den vorhandenen Besprechungs-

strukturen hierfür auch diverse Informationssysteme

und Gestaltungsräume genutzt werden.

PRAKTISCHE BEISPIELE

Als Kommunikationsmaßnahmen eignen sich etwa

Präsentationen, bei denen über Neuerungen informiert

wird. Auch die Mitarbeit in unterschiedlichen Gremien,

die regelmäßige Herausgabe von Newslettern oder

die Veröffentlichung von Artikeln in der hauseigenen

Zeitschrift dienen der Verbreitung von Informationen,

ebenso wie die Gestaltung der Innen- und Außenbe-

reiche eines Krankenhauses im Sinne physiotherapeuti-

scher Angebote. Man denke dabei an Erlebnisgehgärten,

Therapiewege, Übungsplätze und dergleichen. Damit

die weitergegebenen Informationen auch verstanden

werden, ist ständiges Nachfassen und wiederholtes

Informieren vonnöten.

Wahrgenommen werden

im Setting Krankenhaus

Wie können sich angestellte PhysiotherapeutInnen

gut positionieren?

Ein allen PhysiotherapeutInnen bekanntes und am

Herzen liegendes Thema, welches man aus vielerlei

Perspektiven betrachten kann, dreht sich um die Wahr-

nehmung der eigenen Person und der eigenen Tätigkeit

im Setting Krankenhaus. Von verschiedenen Unterneh-

mensbereichen können angestellte PhysiotherapeutIn-

nen lernen, um sich in einem Krankenhaus zu etablieren:

von der Organisations- und Personalentwicklung, vom

Marketing und der PR, vom Changemanagement oder

auch vom Qualitätsmanagement.

PhysiotherapeutInnen sind täglich mit dem Thema Wahr-

nehmung konfrontiert. Das Erkennen seelischer, geistiger

und/oder körperlicher Veränderungen und die Förderung

der Wahrnehmung des Körperbildes gehören zum physio-

therapeutischen Arbeitsalltag.

Aber auch PhysiotherapeutInnen werden wahrgenom-

men. Wie, von wem und in welcher Intensität ist ihnen

aber nicht immer bewusst. So könnte es durchaus

interessant sein, die eigene Wahrnehmung auf die

Berufsgruppe selbst und ihre Rollen und Funktionen

im Krankenhaus zu lenken und zu hinterfragen, wie

man positioniert ist bzw. wahrgenommen wird.

Gedacht heißt nicht immer gesagt

Es stellt keine Selbstverständlichkeit dar, inmitten vieler

im Krankenhaus arbeitender Berufsgruppen wahrge-

nommen zu werden. Die Arbeit am Rollenverständnis

ist für PhysiotherapeutInnen daher besonders wichtig.

Ein erster Schritt verlangt den Blick nach innen: Welche

gemeinsame Haltung hat das Physiotherapieteam zur

»Marke Physiotherapie« im Krankenhaus und sind die

Teammitglieder bereit, an ihr zu arbeiten? Ein zweiter

Schritt beschäftigt sich mit Zieldefinitionen: Woran kann

man erkennen, dass die physiotherapeutischen Leistun-

gen beachtet werden? Die Beantwortung dieser Frage

gibt Aufschluss darüber, wie und von wem man wahr-

genommen werden möchte und welche Kompetenzen

und Haltungen dienlich und sinnvoll erscheinen.

Der dritte Schritt der teaminternen Überlegungen sollte

sicherstellen, dass das Gedachte nach außen artikuliert

wird. Im Sinne von Paul Watzlawicks »Man kann nicht

nicht kommunizieren« spiegelt das Verhalten der einzel-

nen Teammitglieder im Arbeitsalltag die gemeinsamen

Haltungen wider, weshalb das »Gesagte« mit dem

»Gelebten« übereinstimmen sollte, etwa hinsichtlich

des Erscheinungsbilds, Teamzusammenhalts oder

interdisziplinären Zusammenarbeitens.

»PHYSIOTHERAPEUTiNNEN SIND TÄGLICH

MIT DEM THEMA WAHRNEHMUNG KON-

FRONTIERT. DAS ERKENNEN SEELISCHER,

GEISTIGER UND/ODER KÖRPERLICHER

VERÄNDERUNGEN UND DIE FÖRDERUNG

DER WAHRNEHMUNG DES KÖRPERBILDES

GEHÖREN ZUM PHYSIOTHERAPEUTISCHEN

ARBEITSALLTAG.«

© Monkey Business - Fotolia.com

Themenschwerpunkt

Physiotherapie gut vermarktet

»Gedacht heißt nicht immer gesagt,

gesagt heißt nicht immer richtig gehört,

gehört heißt nicht immer richtig verstanden,

verstanden heißt nicht immer einverstanden,

einverstanden heißt nicht immer angewendet,

angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.«

Konrad Lorenz (1903–1989)

32

physio

austria

inform

September 2016