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physio

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Juni 2015

13

ZIELVEREINBARUNGEN

Angelika Brugger

Barrieren seitens der PatientInnen können

sein:

°

Überforderung und instabile/falsche

Erwartungen in Richtung Zielfestlegung

am Beginn einer Therapie (Meyer et al.

2009). Sie haben teils keine Idee, bei

welchen ihrer Probleme Physiotherapeu-

tInnen überhaupt helfen können

(Parry 2004).

°

»Sprachlosigkeit« in Richtung Ziel-

thematik, da sie mit dem Begriff »Ziel«

nichts anfangen können (Glattacker

et al. 2008).

°

Berührungsängste gegenüber ihren

BehandlerInnen.

°

Rentenbegehren, ein laufendes Renten-

verfahren oder unfreiwillige Rehabilitati-

onstherapie (Dudeck et al. 2011).

°

Beeinträchtigungen durch kognitive,

neurologische oder psychische Störun-

gen oder Erkrankungen, aber auch

Sprachbarrieren oder Minderjährigkeit.

Barrieren seitens der PhysiotherapeutInnen

können sein:

°

Sie sind mit der Erstellung von Ziel-

vereinbarungen, die »SMART« (Spezi-

fisch, Messbar, Akzeptiert, Realistisch,

Terminiert) sind, überfordert, fühlen sich

unvorbereitet und mutlos (Baker et al.

2001). Ihnen fehlt die notwendige

Vorbereitung durch ihre Aus- und

Weiterbildung.

°

Zweifel werden gehegt, dass PatientIn-

nen in die Zielthematik miteinbezogen

werden wollen oder dazu fähig sind.

°

Sie scheuen sich, Probleme mit ihren

PatientInnen zu besprechen und lehnen

eine gemeinsame Zielvereinbarung ab,

wenn ein Fortschritt fraglich erscheint

(Parry 2004).

Organisatorische Barrieren zeigen sich vor

allem durch eine Ressourcenproblematik.

Rehabilitations- und Krankenanstalten

stehen oft vor der Herausforderung, dass

gemeinsame Zielvereinbarungen einen grö-

ßeren Zeitaufwand beanspruchen, da sie im

Team kommuniziert und laufend aktualisiert

werden müssen (Dudeck et al. 2011).

Außerdem bedeutet der höhere Zeitaufwand

auch eine größere finanzielle Belastung.

Um die Wichtigkeit einer gemeinsamen Ziel-

setzung nicht nur im Bezug auf hindernde As-

pekte zu beleuchten, sollen Voraussetzungen

aufgezeigt werden, die zu einem guten Gelin-

gen derselben führen. Dabei ist vor allem

eine respektvolle PatientInnen–BehandlerIn-

nen Kooperation als Fundament anzuführen.

Voraussetzungen seitens der PatientInnen

sollen sein:

°

Volljährigkeit, Compliance und der Wille

mitzuarbeiten.

°

Sprachliche und kognitive Fähigkeiten

für Verständnis und Bedürfnismitteilung.

°

Psychische Belastbarkeit sowie das

Wissen über ihre Probleme und ihre

Möglichkeiten.

°

Informationen, Zeit und Vertrauen

in sich und die Therapie.

°

Eigenverantwortung der PatientInnen für

ihre Ziele und das Erreichen derselben

(Glattacker et al. 2008).

»VORAUSSETZUNGEN FÜR EINE GEMEIN-

SAME ZIELVEREINBARUNG SIND VOR

ALLEM EINE POSITIVE EINSTELLUNG ZU

PARTIZIPATIVEN ZIELVEREINBARUNGEN

SOWIE GEDULD UND VERTRAUEN.«

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