inform Nr.1 Jänner 2014 - page 11

physio
austria
inform
Februar 2014
11
EVIDENZ
Christian Blatakes
Die Reviews zur Traktions-/Extensionsbehandlung bei
Nacken und Kreuzschmerzen, zur Elektrostimulation
bei ideopathischer Skoliose, sowie zum niederenerge-
tischen, gepulsten Ultraschall fanden jeweils neun
methodisch schwache bis mittelmäßige Referenzstudien
und konnten ebenfalls keine, beziehungsweise
widersprüchliche wissenschaftliche Evidenz finden.
In die Übersichtsarbeit zu den balneo- und hydro-
therapeutischen Anwendungen wurden zwölf Studien
inkludiert, welche die Wirksamkeit bei Kreuzschmerz,
Fibromyalgie, sowie diversen Krankheiten aus dem
rheumatischen Formenkreis untersuchten. Die Ergeb-
nisse dieser Studien präsentieren sich sehr heterogen
und lassen daher keine eindeutige Aussage über die
Evidenzlage zu. Ausschließlich die so genannte »Kurort-
Therapie«, als stationäre Kombinationsbehandlung ver-
schiedener balneo-, thermo- und hydrotherapeutischer
Anwendungen zeigte in drei Studien signifikante und
anhaltende Schmerzreduktionen. Dieses Ergebnis ist
allerdings aufgrund der unüberschaubaren Menge an
Confoundern kaum relevant.
Die vom HVB veröffentliche Arbeit bezüglich der
Elektrotherapie wurde als rapid Assessment, also grobe
Übersichtsarbeit angelegt und inkludierte insgesamt
39 Studien zu neun verschiedenen Stromformen und
deren Wirksamkeit in Bezug auf insgesamt 18 ver-
schiedene Krankheitsbilder – darunter auch akute
und chronische Kreuzschmerzen. In der analysierten
Literatur konnte Evidenz für den Einsatz von
TENS
zur
Schmerzreduktion beim myofaszialen Schmerzsyndrom
gefunden werden. Die Evidenzlage der anderen Strom-
formen und Indikationen ist gering bis mäßig. Die Auto-
rInnen weisen jedoch auf die geringe bis mittlere Qualität
der Studien hin und schließen nicht aus, dass sich die
Evidenzlage mit einem breiteren und homogeneren
Datenpool anders präsentieren könnte.
Mit ca. 3,7 Millionen Abrechnungen jährlich (laut HBV)
gilt die Thermotherapie, mit leichtem Vorsprung zur
Elektrotherapie, als Spitzenreiterin der physikalischen
Anwendungen in Österreich – entsprechend umfassend
fiel die Publikation zu diesem Thema aus. 82 inkludierten
Reviews und Primärstudien wiesen ebenfalls geringe
bis mittlere Qualität auf und beziehen sich auf vier
thermische Anwendungsarten: Ultraschall, direkte
Wärme-/Kälteanwendungen, Kurzwelle und Low Level
Laser (LLL). Die behandelten Pathologien sind dem
Umfang der Arbeit entsprechend sehr reichhaltig und
umfassen unter anderem unspezifische Nacken- und
Rückenschmerzen, entzündliche, degenerative und
rheumatoide Erkrankungen, sowie Schleudertrauma und
Multiple Sklerose. Für den thermischen, also konstanten
Ultraschall konnte eine generelle Besserung bei entzünd-
lichen Erkrankungen wie Epicondylitis und Tendinitis
Calcerea, und Überlegenheit im Vergleich zum LLL
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