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Februar 2014
21
Indikationen
In der klassischen Literatur werden die Indikationen immer
in Bezug auf die Diagnose erwähnt, wobei diese auf ein-
fache Art global zusammengefasst werden können. Indiziert
sind prinzipiell alle Stromformen, die in die neue Einteilung
der Elektrotherapie hinein fallen, unabhängig von der
Diagnose. Im eigentlichen Sinne ist es eher notwendig
zu wissen, welches die Kontraindikationen sind.
Kontraindikationen
Einige Stromformen sind unter bestimmten Voraussetzun-
gen teilweise und andere absolut kontraindiziert. Absolute
Kontraindikationen stellen nicht unterbrochene Stromfor-
men auf Gleichstrombasis im Zusammenhang mit Metall-
implantaten dar. Dies bezieht sich aber auch nur auf die-
jenigen Fälle, in denen das Metallimplantat innerhalb oder
im Umfeld von circa 10cm der Stromapplikation liegt.
Eine zweite absolute Kontraindikation stellen Herzschritt-
macher dar. Weitere absolute Kontraindikationen sind
infektiöse akute Erkrankungen, Fieber und infektiöse
Hauterkrankungen.
Zu den relativen Kontraindikationen zählen Metallimplan-
tate im Zusammenhang von unterbrochenen Stromformen
auf Gleichstrombasis. Hier ist zu bedenken, dass bei
Reizströmen ohne Polaritätswechsel und langen Impulsen
Vorsicht angesagt ist. Die mit Polaritätswechsel unter-
brochenen Gleichstrombasisformen und sämtliche Träger-
strombasisformen sind unbedenklich.
Eine weitere Problematik stellen Tumore und tumorähnliche
Erkrankungen dar. Im Prinzip gilt, dass keine Elektrothera-
pie bei diesen Komplikationen angewendet werden sollte,
da alle Stromformen eine anregende systematische Wir-
kung auf Organsimen haben, und somit auch die Gefahr
bestünde, dass eben Tumore oder tumorähnliche Erkran-
kungen gefördert werden könnten. Einige Studien in ver-
schiedenen Kliniken durchgeführt haben aber sehr wohl
gezeigt, dass Stromanwendungen in solchen Fällen auch
positive Wirkungen zum Ergebnis haben können. Es ist
also in solchen Fällen unbedingt notwendig, das Prozedere
mit den überweisenden ÄrztInnen gut abzuklären und den
Verlauf der Erkrankung sehr genau zu beobachten zu
kontrollieren.
Eine letzte Problematik stellen noch die zentralen Nerven-
schädigungen wie Schlaganfälle, und systematische Erkran-
kungen wie MS oder ALS dar. Auch hier gibt es Studien, die
sehr wohl positive Ergebnisse aufweisen, wobei aber auch
Gegenteiliges eintreten kann. Auch hier gilt es, klare Richt-
linien mit den überweisenden ÄrztInnen zu besprechen.
© de Meyer
Aufzeichnung und Dokumentation
als Qualitätsstandard
Ein wesentliches Merkmal in der modernen Sicht der
Elektrotherapie ist die Dokumentation. Erst wenn
diese zum Einsatz kommt, können Rückschlüsse auf
die Wirksamkeit erfolgen. Zudem zeigt eine laufend
gehaltene Dokumentation die Wirkbereiche der Elektro-
therapie klar auf.
Die klassisch angewandte Elektrotherapie und so wie
sie in der Praxis gelebt wird, kann dies nicht und basiert
in ihrer Wirksamkeit auf dem »Zufallsprinzip«. Da die
unterschiedlichen Wirkungen in der Elektrotherapie ja
nicht abzuweisen sind und auch nachvollziehbar beleg-
bar sind, wird es immer wieder zu positiven Ergebnissen
kommen. Vergleichbar wäre ein Arzt, der allen Patien-
tInnen, die mit Fieber kommen, Antibiotika verschrei-
ben würde. Auch da wird es positive Treffer geben. Das
bedeutet: Bei einer bestimmten Diagnose bekommen
alle PatientInnen die gleiche Stromeinstellung – in dem
Fall wird die Trefferquote da sein, aber sehr gering aus-
fallen. Eine individuelle Adaptierung oder gar Aufzeich-
nung der eingestellten Parameter findet nicht statt.
Es wird also, um auch die Wirksamkeit in der Elektro-
therapie zu belegen, unumgänglich sein – auch im
Bereich der E-Therapie – umfassender zu dokumentie-
ren. Nur so ist dem derzeitigen Trend betreffend dem
Stellenwert der Elektrotherapie entgegen zu wirken.
ELEKTROTHERAPIE
Ludwig de Meyer