Physiotherapie in der Palliative Care

Bewegung bis zum Schluss

von Katharina Schotzko

Menschen, die lebensbegrenzend erkrankt sind, leiden an körperlichen und psychischen Einschränkungen und dem damit verbundenen Verlust an Aktivität und Selbstständigkeit.Physiotherapie hilft!

Palliative Care ist der international gebräuchliche Begriff für die Betreuung von Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Palliative Care als Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und Patientinnen und deren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen: durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und durch die Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art. Das heißt, Palliative Care konzentriert sich nicht auf lebensverlängernde Maßnahmen um jeden Preis, sondern auf die Kontrolle von Symptomen und den größtmöglichen Erhalt der Selbstständigkeit der betroffenen Menschen.

Neben vielen anderen Berufsgruppen im medizinischen, psychosozialen und spirituellen Bereich spielt die Physiotherapie eine wichtige Rolle in der Palliative Care, da sie mithelfen kann, die Lebenssituation von Betroffenen zu stabilisieren und zu verbessern. Menschen, die lebensbegrenzend erkrankt sind, können durch physiotherapeutische Maßnahmen ihren körperlichen und physischen Einschränkungen – und dem damit verbundenen Verlust an Aktivität und Selbstständigkeit – entgegenwirken.

Angepasst an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten können viele Symptome – wie zum Beispiel Schmerzen, Atemnot, Müdigkeit und Angst – durch zeitgerechte und effektive physiotherapeutische Interventionen gelindert werden. Eingebettet in ein interdisziplinäres Team trägt die Physiotherapie damit entscheidend zur Erhaltung der Selbstständigkeit und somit zur Lebensqualität der erkrankten Menschen bei.

 

Behandlungsansätze

Palliation bedeutet Linderung. Palliative – lindernde – Physiotherapie sieht sich als begleitendes therapeutisches Angebot für Schwerstkranke und ihr soziales Umfeld. Ein wichtiger Behandlungsansatz ist die Förderung von individuellen Fähigkeiten und Aktivitäten. Dabei spielen eine ausgewogene Bewegungstherapie und ein gut angepasstes funktionelles Training wichtige Rollen. Auch Maßnahmen zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung der Atmung können den Betroffenen Erleichterung verschaffen. Unterschiedliche Entspannungstechniken haben sich dabei zum Beispiel als sehr effektiv erwiesen. Die Behandlung von Lymphödemen fällt ebenfalls in den Tätigkeitsbereich der Physiotherapie. Sowohl beim Erarbeiten vielfältiger Lagerungsmöglichkeiten als auch bei der richtigen Auswahl der Hilfsmittelversorgung können Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen hilfreich zur Seite stehen. Ebenso ist die Entwicklungsförderung bei schwerstkranken Kindern ein Teil der physiotherapeutischen Arbeit. Physiotherapie erfolgt immer angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen.

Wie finde ich Angebote? Die passende Physiotherapie wird sowohl im stationären als auch ambulanten Bereich angeboten. Dazu zählen Krankenhäuser, Palliativstationen, Hospize, Pflegeeinrichtungen und auch Tageshospize. Ebenso gibt es die Möglichkeit, eine physiotherapeutische Praxis aufzusuchen. Für die Menschen, die ihr Zuhause nur mehr sehr schwer oder gar nicht mehr verlassen können, gibt es die Möglichkeit, Hausbesuche in Anspruch zu nehmen.

Auch wenn Sie der Meinung sind, dass Physiotherapie auf Grund der Schwere Ihrer Erkrankung keinen Sinn mehr hat: Lassen Sie uns zeigen, dass wir unseren Teil dazu beitragen können, Ihre Lebensqualität zu verbessern! Katharina Schotzk

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Katharina Schotzko

Mitglied im fachlichen Netzwerk für Palliative Care und Onkologie

Aus der Ausgabe

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2019|12

Bewegt-Magazin Dezember 2019

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