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physio

austria

inform

September 2016

Hier kommt das Konzept der Glaubwürdigkeit ins Spiel.

Glaubwürdig ist, wenn das, was wir sagen, mit dem, was

wir tun, übereinstimmt: What you see is what you get.

Jemand, der Kooperation fordert, aber das Fair Play

selbst nicht einhält, ist nicht glaubwürdig. Wer die

Glaubwürdigkeit verspielt, dem vertrauen wir nicht mehr.

Selbst mit viel Marketingaufwand nicht, denn es bleibt

etwas unangenehm Wirkendes zurück. Für Sie als

PhysiotherapeutInnen ist es enorm wichtig, eine hohe

Glaubwürdigkeit zu erreichen. Das Konzept baut auf

Langfristigkeit – damit werden Sie von Gesundheits-

trends und -moden nicht aus der Bahn geworfen und

bleiben beständige AnsprechpartnerInnen für alle

Dialoggruppen.

Glaubwürdig wie Marcel Hirscher und

Papst Franziskus

In puncto Glaubwürdigkeit geht in den Augen der

ÖsterreicherInnen nichts über die Feuerwehr, das Rote

Kreuz und die Polizei. Das ist das Ergebnis des Glaub-

würdigkeitsrankings 2016, für das die Agentur »klar«

gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut SORA

im Mai und Juni 2016 österreichweit 750 Personen zur

Glaubwürdigkeit von AkteurInnen in Wirtschaft, Politik

und Gesellschaft befragte.

Die glaubwürdigsten PolitikerInnen heißen national

Heinz Fischer und international Angela Merkel. Allerdings

ist Merkel auch die Absteigerin des Jahres: Nur noch

45 Prozent der ÖsterreicherInnen schätzen sie als glaub-

würdig ein, 2015 waren es noch 70 Prozent. Am Ende der

Politik-Skala befinden sich Vladimir Putin, Donald Trump

und Recep Tayyip Erdog

˘

an. Die österreichische Bundes-

regierung und die EU-Kommission können nur 30 bzw.

25 Prozent der Bevölkerung überzeugen. Ganz anders

hingegen die katholische Kirche: Sie legt gegenüber

2015 um 11 Prozentpunkte zu und wird von 46 Prozent

der ÖsterreicherInnen als glaubwürdig eingestuft.

Den höchsten Wert aller abgefragten Personen erzielt

Marcel Hirscher – er kommt vor dem Papst und

Heinz Fischer ins Ziel.

Wie wird man »glaubwürdig«? Es ist grundsätzlich gar

nicht so schwer: Glaubwürdige Organisationen und

Menschen sind ehrlich, tun, was sie sagen und halten,

was sie versprechen. Ein Beispiel: Ganz oben in der Skala

der Glaubwürdigkeit liegt der Lebensmittelkonzern Hofer

mit 82 Prozent – ganz unten mit 35 Prozent Volkswagen.

Im Rahmen des Diesel-Abgasskandals hat das Unter-

nehmen deshalb so viel Reputation verloren, weil die

Wolfsburger gleichzeitig auf ihrer Website und in ihren

Broschüren schreiben, wie wichtig eine intakte, gesunde

Umwelt für das Unternehmen ist.

Ganz anders Papst Franziskus: Seit seinem ersten Auf-

tritt als neu gewählter Papst kennen wir ihn in einfacher,

weißer Kutte. Das bislang übliche Goldkreuz oder

hermelinbesetzte Schulterumhänge bleiben im Fundus.

Er ändert jahrhundertealte Riten, verlegte etwa den

Hauptgottesdienst des Kirchenjahres am Gründonners-

tag aus dem Petersdom in eine römische Jugendstraf-

anstalt. Er verkörpert, was er predigt, und das wird als

glaubwürdig im höchsten Maße bewertet.

Stimmt Reden mit Handeln überein?

Für Physio Austria und alle, die den Beruf der Physio-

therapeutInnen vertreten, ist wesentlich: Versprechen

Sie nichts, was Sie nicht halten können oder wollen.

Und geben Sie nicht vor, jemand zu sein, der Sie nicht

sind; oder etwas zu können, das sich Ihren Fähigkeiten

entzieht. Achten Sie auf konsistentes Verhalten. Damit

ist gemeint, dass Sie beständig und widerspruchsfrei

agieren. Soweit ich PhysiotherapeutInnen kennengelernt

habe, haben Sie diese zwei Empfehlungen auch be-

herzigt – vielleicht unbewusst, vielleicht ein wenig zu

schüchtern. Seien Sie stolz darauf, eine gute Reputation

zu genießen. Den »guten Ruf« als PhysiotherapeutInnen

haben Sie sich erarbeitet. Er entsteht durch die Summe

der Wahrnehmungen bei verschiedenen Dialoggruppen,

bei KundInnen, PolitikerInnen, Medien, anderen Gesund-

heitsberufen, bei Institutionen und mehr.

Wichtig dabei: Reputation ist mehr als Kommunikation.

Sie zielt letztlich auf ein langfristig berechenbares Verhal-

ten ab, das Sie zuordenbar und vertrauenswürdig macht.

Reputation setzt sich daraus zusammen, wie Sie als

aktive PhysiotherapeutInnen auftreten, wie Sie Ihre

KundInnen behandeln, wie Sie über Ihren Beruf reden

und sich in der Öffentlichkeit präsentieren. Das bedeu-

tet: Jede und jeder von Ihnen trägt dazu bei, den Ruf, das

Ansehen und die Glaubwürdigkeit eines ganzen Berufs-

standes zu erhalten, zu stärken oder – im negativen

Fall – zu schwächen.

WOM – die stärkste Marketing-»Waffe«

WOM ist die Abkürzung für »word-of-mouth« und be-

deutet Mundpropaganda. Darunter versteht man eine

besonders vertrauenswürdige Form der Kommunikation.

Nielsen, eines der größten Marktforschungsinstitute, ver-

öffentlichte 2015 einen Bericht zur Frage: Wem vertrauen

KonsumentInnen? Mehr als acht von zehn KonsumentIn-

nen (83%) vertrauen den Ratschlägen von FreundInnen

und Bekannten. Persönliche Empfehlungen nehmen

den ersten Rang ein, wenn jemand ein neues Produkt

erwerben will oder eine Dienstleistung sucht. Auf Platz

zwei stehen VerbraucherInnenmeinungen im Internet,

also Rankings und Empfehlungen via Sternchen.

Das bedeutet: Wir vertrauen auf das, was uns Bekannte,

Freunde, Verwandte oder Personen mit ähnlichen Inte-

ressen (weil sie auf ähnlichen Social-Media-Plattformen

unterwegs sind wie wir) sagen. Sie haben es damit in

der Hand: Was Sie über Ihren Berufsstand oder auch Ihre

Berufsvertretung erzählen, verbreitet sich weiter und

wird viel mehr geglaubt als Informationen aus Inseraten,

Pressemitteilungen oder Werbespots. Reden Sie im

Freundeskreis positiv über Physiotherapie, so werden

Ihre Worte in Österreich Verbreitung finden. Berichten

Sie über Erfolge Ihrer Berufsvertretung, dann nimmt die

Wahrnehmung der Erfolge deutlich zu und Sie werden

als starke Berufsgruppe angesehen.

© Patrick Daxenbichler – Fotolia.com

LINKS

www.klar.net www.volkswagen.de/de/markenwelt/verantwortung.html www.nielsen.com

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