inform_Nr4_September2013 - page 10

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physio
austria
inform
September 2013
Themenschwerpunkt
Neurorehabilitation
In den letzten Jahren wurden ursprüngliche Bewegungs-
formen wieder entdeckt, unter anderem auch das
Sportklettern. Anfang der 90iger Jahre des vergangenen
Jahrhunderts fanden die ersten Schritte statt, das thera-
peutische Klettern in die Physiotherapie zu integrieren.
Anfänglich waren es Kinder mit Skoliose, die mit diesem
neuen Konzept behandelt wurden. Seither wurde das
therapeutische Klettern weiterentwickelt und ist inzwi-
schen auch in der neurologischen Rehabilitation von
Bedeutung.
Klettern kann den grundlegenden Bewegungsformen
zugeordnet werden. So werden u.a.:
°
große Muskelgruppen wie z.B. die des Rumpfes
beansprucht
°
Muskelgruppen gefordert, die sonst häufig
vernachlässigt werden und schwierig zu trainieren
sind (Hand- und Fuß),
°
verschiedene und oft vernachlässigte koordinative
Fähigkeiten trainiert
°
die ganzkörperbezogene intermuskuläre
Koordination (Kopplungsfähigkeit) aller vier
Extremitäten verbessert
°
Raumorientierung und Balance trainiert
°
Mut, Willenskraft und psychische Ausdauer
entwickelt und somit
°
Voraussetzungen für sichere Beherrschung
komplexer Bewegungsabläufe geschaffen.
Es wird sowohl am Naturfels, als auch in Hallen an künst-
lichen Wänden geklettert. Beim Klettern an künstlichen
Anlagen sowie beim Klettern im Naturfels unterscheidet
man Klettern mit Seilsicherung und Klettern in Absprung-
höhe mit Mattenboden, das sogenannte Bouldern.
Zu Beginn empfiehlt sich das Klettern an Boulderwänden,
da die Sicherheit der PatientInnen im Vordergrund steht.
TherapeutInnen können den Kletternden durch Körb-
chensicherung (Käfigklettern) oder Spotten Schutz bie-
ten. Beim Spotten stehen die Sichernden hinter dem
PatientInnen und begleiten mit ihren Händen deren
Hüfte. Dies kann mit leichtem Druck passieren, um die
Bewegung zu führen und somit den Kletternden die
Ausführung zu erleichtern oder ohne Berührung, rein um
einen möglichen Sturz kontrollieren zu können. Beim
Käfigklettern, das bei einigen Diagnosen von Nöten ist,
klettert die sichernde Person direkt hinter dem/der
Patient/in und bietet somit Schutz mit ihrem ganzen
Körper.
MS on the rocks
Therapeutisches Klettern bei PatientInnen mit Multipler Sklerose
Praktische Erfahrungen in der neurologischen Rehabilitation haben
gezeigt, dass die motivierenden Eigenschaften des therapeutischen
Kletterns bei der Behandlung von Multipler Sklerose - PatientInnen
erstaunliche Leistungsreserven freisetzen können.
Astrid Ornetzeder, BSc
schloss dieses Jahr ihre Ausbildung zur
Physiotherapeutin an der FH Gesund-
heitsberufe OÖ in Steyr ab. Sie schrieb
ihre erste Bachelorarbeit über Therapeu-
tisches Klettern bei PatientInnen mit
Multipler Sklerose und darauf aufbauend
einen Case Report. Dieser beschreibt die
Anwendung des therapeutischen Klet-
terns bei einer Patientin mit Multipler
Sklerose während eines Rehabilitations-
aufenthaltes im Neurologischen Thera-
piezentrum Gmundnerberg (NTGB) in
Altmünster.
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