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physio
austria
inform
Februar 2015
Themenschwerpunkt
Physiotherapie und Interdisziplinarität
Die Betreuung und Behandlung im Sinne der
Palliative Care sollte immer ganzheitlich und
interdisziplinär durch ein multiprofessionel-
les Team erfolgen. Wie unterscheiden sich
nun die interdisziplinäre Zusammenarbeit
in der spezialisierten Versorgung (z. B. auf
einer Palliativstation) und in der Grundver-
sorgung (z.B. auf einer Lungenabteilung)
aus Sicht der Physiotherapie?
Die personelle Zusammensetzung des Teams
einer Palliativstation ist durch Strukturquali-
tätskriterien definiert und gesichert. Das
multiprofessionelle Team setzt sich aus
speziell qualifizierten ÄrztInnen, Gesund-
heits- und Krankenpflegepersonen, Psycho-
therapeutInnen, PhysiotherapeutInnen,
SozialarbeiterInnen und ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen zusammen. Die professio-
nelle Betreuung der PatientInnen und deren
Angehörigen durch das Team einer Palliativ-
station muss täglich gegeben sein. Hierbei
wird auf einen ganzheitlichen Betreuungsan-
satz geachtet, wodurch in demselben Maße
auf die körperlichen, psychischen, spirituel-
len und sozialen Bedürfnisse eingegangen
wird. Angehörige anderer Berufsgruppen
wie z.B. ErgotherapeutInnen, LogopädInnen,
DiätologInnen und SeelsorgerInnen müssen
zur Verfügung stehen, damit sie im Bedarfs-
fall herangezogen werden können. In den
Strukturqualitätskriterien ist auch festgelegt,
dass den PhysiotherapeutInnen, Psycho-
therapeutInnen und SozialarbeiterInnen
gemeinsam pro PatientIn sechs Wochen-
stunden zur Verfügung stehen. Die individu-
elle Verteilung dieses Stundenausmaßes
richtet sich nach den Möglichkeiten bzw.
Prioritäten der einzelnen Station. Dies ge-
währleistet eine ganzheitliche und vor allem
regelmäßige Therapie durch geschultes
Fachpersonal.
Jene genannten Berufsgruppen begleiten
nicht nur die PatientInnen einer Palliativsta-
tion, sondern auch deren Angehörige.
Die Betreuung endet dabei nicht mit dem
Tod der Patientin/des Patienten, sondern
inkludiert auch die Trauerbegleitung der
Hinterbliebenen durch speziell geschultes
Personal. Das Entlassungsmanagement
stellt, so es in der Institution etabliert ist,
ebenfalls einen wichtigen Eckpunkt in der
weiteren Betreuung der PatientInnen dar und
kann daher jederzeit hinzugezogen werden.
Multiprofessionelle Teams aus speziell qualifizierten ÄrztInnen,
Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, PsychotherapeutInnen,
PhysiotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen arbeiten auf Palliativstationen zusammen.
LITERATUR
Berndt, A. (1995). Mittel-
punkt ist der Patient. Inter-
disziplinäre Zusammenarbeit
1. Teil. Klinik, 2, 9.
Berndt, A. (1995). Mittel-
punkt ist der Patient. Inter-
disziplinäre Zusammenarbeit
2. Teil. Klinik ,3, 18.
Nieland, Simader, Taylor –
Hrsg. (2013). Was wir noch
tun können: Rehabilitation
am Lebensende Physiothera-
pie in der Palliative Care
Österreichisches Bundesin-
stitut für Gesundheitswesen
(2004). Abgestufte Hospiz-
und Palliativversorgung in
Österreich. Online verfügbar:
Hospiz Österreich (2004).
Strukturqualitätskriterien für
Stationäre Hospize in Öster-
reich. Online verfügbar:
Tanja Grubmüller
ist Physiotherapeutin. Sie
absolvierte ihre Ausbildung
an der Fachhochschule für
Physiotherapie in Krems
von 2008 bis 2011 und war
anschließend im Kranken-
haus Hietzing mit Neuro-
logischem Zentrum Rosen-
hügel an der Abteilung für
Herz- und Gefäßchirurgie
tätig, seit 2012 an der
Abteilung für Palliativ- und
Strahlenmedizin.
Eva Müllauer
ist seit 1983 als Physio-
therapeutin in verschiede-
nen Fachbereichen tätig.
Derzeit ist sie interimisti-
sche Fachbereichsleitung
MTDG an der Abteilung für
Kinder- und Jugendpsy-
chiatrie und Behinderten-
psychiatrie für Erwachsene
des Neurologischen
Zentrums Rosenhügel.
Sie ist als Lehrbeauftrage
an der FH Campus Wien
und FH Salzburg tätig. Sie
leitet das fachliche Netz-
werk Palliative Care und
Hospizwesen von Physio
Austria.
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